Spielbericht März 2017
Abenteuerspielplatz für Golfer
Ist ja eigentlich interessant: da hat man selber schon auf einer ganzen Anzahl von Golfplätzen gespielt, und von Erzählungen anderer Golfer kennt man selbst die Golfplätze in der hinteren Mandschurei - oder sonstigen Ländern und Orten, von denen man vorher noch nie gehört hat.
Aber dann macht man einen Kurzurlaub, praktisch vor der Haustüre, und spielt zufällig auf einem Platz, den man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte - und von dem auch noch nie jemand groß erzählt hat. Warum eigentlich nicht, kann man da nur fragen? Denn dieser Platz ist etwas ganz außergewöhnliches, und in dieser Form zumindest in Deutschland wohl einzigartig.
Die Rede ist vom Mainzer Golfclub, schlappe 2,5 Stunden von Duisburg entfernt. Was macht diesen Platz nun so besonders? Nun, er ist in einem alten Steinbruch integriert worden, und das macht ihn zu einem wirklichen Abenteuerspielplatz für Golfer.
Steilwände, Seen, mächtige Höhenunterschiede und prächtige Aussichten sowie natürlich Steine ergeben sehr viele sehr interessante Bahnen.
Das ganze beginnt schon an der Bahn 1. Die ist eigentlich noch ganz normal, aber man steht dort am Rand des Steinbruchs, schaut hinunter und denkt: das glaube ich jetzt nicht. Da unten sind ja Golfbahnen. Und dahinter um den Hügel herum auch. Da muss man gleich spielen?
Und man steht dort noch mal staunend vor einem Rohbau. Bisher war das Clubhaus des Mainzer Golfclub nämlich in einer nahen Tennishalle untergebracht, aber nun baut der Club direkt am Abschlag 1, mit Blick in den Steinbruch, ein Monster-Clubhaus mit einer Riesenterasse in der ersten Etage, damit der Blick in den Abenteuerspielplatz noch besser ist. Das Clubhaus soll im August 2017 fertig sein.
Wenn wir schon mal dabei sind: direkt neben dem Clubhaus stehen bereits fertige Neubau-Apartmentwohnungen, die man auch tageweise mieten kann. Das ist natürlich ideal, das Frühstück kann man dann im Clubhaus dazubuchen. Sollte man mal für eine Tour im Auge behalten.
ABER: für diesen Platz sollte man mental, dental und finanziell gefestigt sein. Mental, damit man nicht nach ein paar Bahnen die Golfausrüstung in einem See versenkt. Dental, damit die Zähne es aushalten wenn man öfters in den Schläger beisst. Finanziell, weil zumindest ich über 20 Bälle aber sowas von in die Gegend geballert habe - und damit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Wiederauffüllung des Steinbruchs geleistet habe.
Wie bereits gesagt, die Bahn 1 ist noch ganz normal. Die Bahn 2 auf den ersten Blick auch, aber nicht mehr auf dem zweiten. Die Herren dürfen nämlich auf der Par 3 mit 168 Meter diagonal über ein Feld schlagen. Das ist aber dummerweise als Aus gesteckt – und man muss 150 Meter Carry spielen um drüber zu kommen.
Warum wird das hier erwähnt? Aus drei Gründen. Erstens: weil das einer meiner ganz wenigen guten Schläge war. Carry aufs Grün; hat aber nicht geholfen, der Ball ist natürlich nach hinten runtergerollt. Zweitens: die Herren können sich schon mal in etwa daran gewöhnen was danach kommt. Drittens: der Abschlag der Damen ist natürlich so angelegt, das sie ein Fairway bis zum Grün vor sich haben. So geht das auf dem Platz übrigens weiter, und deshalb hat eine Dame mit HCP 18 als Spielvorgabe 18, und ein Herr mit HCP 18 als Spielvorgabe 22.
Auf der Bahn 3 geht es dann richtig los. Die Herren müssen auf einer Par 4 wieder diagonal abschlagen, diesmal aber ca. 150 Meter Carry über einen ca. 30 Meter tiefen Abgrund. Ich kann nur sagen: das macht Eindruck. 150 Meter können auf einmal so was von weit weg sein… Aber tolle Aussicht.
Ja, und am Abschlag der Bahn 4 darf man dann ganz offiziell die ca. 30 bis 40 Meter in die Tiefe schlagen. Das Grün ist nämlich ganz unten auf dem Boden des Steinbruchs. Man hat keinerlei Längengefühl und der Ball fliegt dann auch richtig weit - also richtig weit weg.
Die Bahn ist 287 Meter lang, und wenn es in der Linie zum Grün nicht ein paar hohe Bäume geben würde, könnte man mit dem Abschlag das Grün erreichen… Aber tolle Aussicht.
Auf der Bahn 5, einer Par 5, dürfen die Herren dann zum Abschlag etliche Meter hochlaufen, und müssen dann - richtig- wieder mal diagonal über etwas abschlagen, diesmal ist es ein großer See… Aber tolle Aussicht.
Und so oder ähnlich geht es weiter. Das Grün der Bahn 7, einer Par 5, liegt etwas höher, wenn man nur noch 70 Meter vor dem Grün liegt, kann man die Fahne nicht mehr sehen. Hier also keine tolle Aussicht – erst wenn man auf dem Grün ist.
Auf der Bahn 8, einer nur 120 Meter langen Par 3, ist der Abschlag oben und das Grün ganz tief unten. Man schlägt durch eine Steinschlucht und hat keine Ahnung welchen Schläger man nehmen soll. Wieder eine tolle Aussicht.
Die Bahn 10 verläuft rechts klatscheng an einer hohen Natur-Bruchsteinwand entlang. Der Abschlag der Herren ist natürlich wieder höher gelegen. Und natürlich hat man dann hier einen leichten Slice. Es ist aber sehr interessant zu sehen, wohin ein Ball noch so fliegen kann wenn er nach ca. 160 Meter die Steinwand trifft … Tolle Aussicht.
Die folgenden Bahnen verlaufen um einen Hügel herum, man kann öfters nicht sehen wohin man spielt – aber es ist immer einigermaßen fair. Keine nach rechts oder links abfallenden Fairways, und deshalb bleibt der Ball auch Mitte Fairway wenn man ihn nicht mehr sieht. Klar, vorausgesetzt man hat auch Mitte Fairway gespielt.
Eine Par 4 Bahn steigt z.B. auf einer Länge von ca. 160 Meter an um danach abzufallen. Da knallt man den Abschlag also blind rüber. Wenn man die 160 Meter über die Kuppe schafft, dann rollt der Ball aber mächtig und man kann einen 300 Meter Abschlag schaffen.
Highlight ist auf den zweiten Neun die Bahn 17, eine Par 4, wo der Abschlag ca. 40 Meter höher ist als das Grün. Rechts sind Bäume und sowieso Aus, links wieder ein See – und wieder ist man überrascht wie weit ein Golfball wegfliegen kann … Aber tolle Aussicht.
Vom Hügel hat man generell eine weite Aussicht in die Gegend und man sieht sogar den Rhein. Gut, Mainz selber sieht aus der Ferne nicht wirklich ganz so toll aus. Auch ein Neubaugebiet mit vielen schönen Häusern ist direkt neben dem Platz. Dürften aber keine Golfer sein – ein Golfspieler hätte da nämlich nicht gebaut … Aber eine tolle Aussicht auf den Platz.
Falls der Platz sich jetzt wie eine Berg- und Talbahn angehört haben sollte: das ist er nicht wirklich. Die Höhenunterschiede sind fast durchweg so angelegt, das auch für Kniebehinderte wie ich einer bin ein Elektrotrolley ausreichen würde – wenn es da nicht zwei „Talabfahrten“ geben würde, wo man mit den Hacken Furchen in die frisch asphaltierten unendlich langen Wege hinterlässt – fast so wie in Comic-Filmen. Es sind die „Abschlag-Abstiege“ der Bahnen 4 und 17. Keine Ahnung was man sich dabei gedacht hat, vor allem weil die Wege ganz neu angelegt sind.
Vor lauter Faszination hat mein Knie mir aber erst am anderen Tag mitgeteilt was ich ihm da angetan hatte – und so wurde aus der Wiederhohlungsrunde leider nichts. Aber zwei Runden sollte man hier eigentlich unbedingt spielen: die erste zum Kennenlernen und die zweite zum Genießen. Allerdings sollten bereits auch nur leicht „Gehbehinderte“ ein Cart in Erwägung ziehen.
Fazit: ein ganz außergewöhnlicher Platz, den man eigentlich unbedingt gespielt haben sollte.
Nachtrag
Im August 2017 haben wir den Platz dann noch einmal gespielt - natürlich mit Cart. Der Platz war jetzt richtig Grün und damit noch viel schöner. Und siehe da: nur noch 3 Bälle verloren und den Platz mit Handicap gespielt. Geht doch. Ein toller Platz ... (Ni)
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